Unter den Europäern gibt es durchaus eine stattliche Anzahl an für unsere Aquarien geeigneten Süßwasserfischarten. Am bekanntesten sind sicherlich die bei uns heimischen Drei- und Neunstachliger Stichling, Bitterling und Moderlieschen, die allesamt wegen ihrer Fortpflanzungsbiologie interessieren. Größer als in Nord- und Westeuropa ist das Artenspektrum in Süd- und Südost-Europa und Kleinasien mit den dort klein bleibenden Karpfenfischartigen, Schmerlen, Grundeln und den Aphanius-und Valencia-Killifischen sowie eine Süßwasserschleimfischart.
Lassen Sie sich bei der Pflege von einheimischen Fischen nicht von den Angaben in einigen populären Aquaristikbüchern abschrecken, wonach hiesige Fische nicht mehr als 18 oder 20 °C ertragen würden. Es ist immer im Einzelfall zu prüfen, wie die Verhältnisse in den Herkunftsgewässern sind. Die meisten ertragen im Sommer Temperaturen bis 24 °C, allerdings ist bei höheren Wärmegraden eine Belüftung angezeigt. Gleichbleibend hohe Temperaturen sind der Zuchtfähigkeit unserer Pfleglinge eher abträglich.
Begeben wir uns auf eine Weltreise zur Suche nach geeigneten Fischen für unseren Arbeitskreis, ohne ins Schwitzen zu kommen: aus dem kühleren Fernost südostwärts bis Südchina, Vietnam, Korea und Japan gibt es viele aquaristisch bekannte und unbekannte Arten, wovon der Opercularis-Makropode zu den Klassikern zählt. Verschiedene Bitterlings- und Schlammpeitzger-Arten sind in jüngster Zeit häufiger importiert worden. Als beliebte subtropische Arten seien Kardinalfisch, Messingbarbe und Chinesischer Makropode genannt. Aus manchen Regionen Chinas sind sicherlich noch viele gut halt- und züchtbare Arten zu erwarten. Die Chinesische Fledermausschmerle aus der Familie Catostomidae z.B. ist aufgrund der hochausgelegten Rückenflosse eine imposante Erscheinung. Viele Fische Japans sind den hiesigen Aquarianern vollkommen unbekannt. Den für uns Europäer gewöhnlichen Neunstachligen Stichling haben die Japaner in mehrere Arten gesplittet. In früheren Zeiten, die ich selbst nicht erlebt habe, soll auch der kleine Japanische Reiskärpfling des öfteren gehalten worden sein. Aus dem Amur stammen einige für die Aquaristik interessante Fische, nennen wir einmal die räuberischen Siniperca, Süßwasservertreter der Zackenbarsche. Insbesondere die Amurschlafgrundel war ein häufig gehaltener Fisch in Russland und der früheren DDR.
Umfangreich ist das für Aquarium und Teich geeignet erscheinende Angebot aus Nordamerika. Klassiker sind Fische aus den Familien der Sonnenbarsche und Katzenwelse, darüber hinaus erscheinen aber auch viele im männlichen Geschlecht zur Laichzeit farbigen Shiners, Chubs und Minnows aus der Ordnung der Karpfenartigen geeignet. Nicht zu vergessen die barschförmigen Grundelbarsche bzw. Darters der Gattungen Etheostoma und Percina.
In Südamerika leben eine ganze Reihe Fische der Tropen, die im System des Rio Paraguay und Rio Uruguay zeitweise auch niedrige Temperaturen unter 20 Grad Celsius ertragen. Einige Arten, wie z.B. der Punktierte Panzerwels kommen hiermit bestens klar. Das südöstliche und küstennahe Brasilien beherbergt Fischarten, die gelegentliche Temperaturstürze erdulden, dazu gehört der Brasil-Erdfresser.
In Nordargentinien und Uruguay finden sich Killifische der Gattung Cynolebias, die in kleineren Gewässern erhebliche Schwankungen der Tagestemperaturen erleben. Unter den Buntbarschen gehen die Chanchitos und einige Gymnogeophagus-Arten am weitesten nach Süden und ertragen auch zeitweise Temperaturen um die 10 Grad Celsius, wenngleich zur Fortpflanzung höhere Wärmegrade in Anspruch genommen werden. Aquaristisch nahezu unbekannt sind die Killifischarten im hochgelegenen und damit kühlen Titicaca-See, der im Bestand leider extrem stark gefährdete Messingsalmler Patagoniens und eine Silvinichthys-Art aus der Gruppe der trichmycteriden Welse, die in den rasch fließenden Gewässern der argenitinischen Anden vorkommt sowie verschiedene Barschförmige in Patagonien und Chile.
Aus Afrika kommen Fische aus Mittelmeeranrainerländern und der Republik Südafrika in Betracht. In nordafrikanischen Gewässern finden wir auch Verwandte mit Südeuropa- oder Kleinasienvertretern. Einige Pseudobarbus- und Barbus-Arten der Kap- und Natal-Region sind in Südafrika selbst beliebte Aquarienfische. Von einer Labeo-Art können wir aufgrund ihrer südlichen Verbreitung annehmen, dass sie mit kühlerem Wasser auskommt. Die Weißkehltilapie Oreochromis mossambicus erträgt in ihrem südlichsten Verbreitungsareal Wintertemperaturen von weniger als 15 Grad Celsius, wird diese aber nicht unbedingt zur Schaffung einer Ruhephase im Lebenszyklus brauchen. Stark gefährdet ist der Kap-Buschfisch, sonst sicher auch ein Aquariumkandidat.
Durchstreifen wir noch einige südliche Regionen Australiens und Tasmanien: In einigen Wüstengewässern ertragen die Fische nachts auch sehr niedrige Temperaturen, doch sind sie aufgund der starken Erhitzung der Gewässer bei Sonneneinstrahlung nicht als Kaltwasserfische anzusehen. Andere Süd-Australier, die mäßig temperiertes Wasser brauchen, werden leider sehr groß. Unter den australischen und tasmanischen Grundeln mag es geeignete Kandidaten geben. Zahlreich sind die Galaxias-Arten vom fünften Kontinent, unter ihnen gibt es Arten, die zwischen Meer und Fluß wandern als auch zeitlebens in Binnengewässern verbleibende Arten. Galaxiden entsprechen in ihrer Erscheinung und Lebensweise unseren Forellen, bleiben aber kleiner. Verwandte finden sich auch in den Südzipfeln Südamerikas und Afrikas.
Noch unermesslicher wird die Fülle an marinen Tierarten. Erwähnt seien hier nur einige reizvolle Fische der Nord- und Ostsee: Seestichlinge, Meergrundeln, Butterfische, Aalmuttern u. Flundern. Den besonderen Reiz der Meerwasseraquaristik macht die reiche Palette wirbelloser Tiere aus, die entweder in speziellen Becken gehältert oder mit geeigneten Fischen vergesellschaftet werden können. Auch davon bieten unsere heimischen Meere mit Seeanemonen wie der Seenelke oder der Seedahlie, verschiedenen Krebstieren, Muscheln und Schnecken, Seesternen, Schlangensternen und Seescheiden eine reiche Auswahl an gut zu pflegenden Arten.
Bei der Entnahme von Fische aus ihren Heimatgewässern müssen selbstverständlich die Schutzbestimmungen des jeweiligen Staates zu beachtet werden. Innerhalb Deutschlands sind die Fischereigesetze und Artenschutzbestimmungen in den Naturschutzgesetzen der Bundesländer maßgebend. Viele Teichfischereien verkaufen sog. „Biotopfische“ an Gartenteichliebhaber und Aquarianer. Nicht zuletzt sind auch AKFS-Mitglieder bereit, von ihren Nachzuchten abzugeben.