Nach drei Jahren Coronapause war die Vorfreude auf das Jahrestreffen 2022 in Fulda groß. Wir tagten wie beim letzten Vor-Corona-Treffen im Jahr 2018 auf dem Vereinsgelände des Aquarienvereins Scalare Fulda. Das Vereinsgrundstück der hessischen Aquarienfreunde bietet optimale Voraussetzungen für unsere Tagung: Einen gut ausgestatteten Vortragsraum, eine große Aquarien- und Terrarienausstellung sowie einen Tümpelgarten und die nahe gelegene Fulda als ein heimisches Fischgewässer.
Nach einer kurzen Begrüßung der TeilnehmerInnen durch den Vereinsvorsitzenden der Scalare Fulda, Christian Redweik, berichtete unser Arbeitskreisleiter Hans-Joachim Scheffel über den aktuellen Sachstand im AKFS: 124 MitgliederInnen hat der AKFS derzeit. Die von Rene Lennigk betreute Facebook-Seite des AKFS sorgt für die Präsenz des Arbeitskreises in den sozialen Medien. 28 MitgliederInnen sind in der ebenfalls von Rene moderierten WhatsApp-Gruppe aktiv. Grundlegende Informationen über den AKFS bietet die von Klaus Lampe gepflegte Webseite. Für die nächste Ausgabe der Zeitschrift AFKS-aktuell können noch Manuskripte eingereicht werden.
Nach den Informationen über AKFS-Internes versorgte uns Rainer Garrison von den Fuldaer Aquarianern mit Kaffee und Kuchen, sodass wir uns gestärkt dem Vortragsprogramm widmen konnten. AKFS-Mitglied Detlef Buisker berichtete in zwei Vorträgen über seine Lieblingsfische, die Japanischen Reisfische (Medaka).
Nach dem Referat „Der Medaka – von japanischen Reisfeldern auf Deutschlands Terrassen“ folgte der Vortrag mit dem Titel „Die embryonale Entwicklung des Medaka“. Detlef Buisker, bekannt als „Mr. Medaka“, ist aquaristisch auch in der Medaka-Gesellschaft Deutschland e. V. aktiv und befasst sich seit 9 Jahren mit der Zucht von Japanischen Reisfischen.
Im ersten Vortrag erfuhren wir Grundsätzliches über die japanischen Reisfische. Übersetzt bedeutet der Name Medaka „Hochauge“. Der Ursprung dieses Namens liegt jedoch nicht in den nach oben gerichteten Augen des Oberflächenschwimmers, sondern in einer Legende, die besagt, dass die eigenen Augen nach oben wachsen, wenn man den Fisch isst. In Japan kommen zwei Arten Reisfische vor, und zwar Südliche Medaka oder Reiskärpfling (Oryzias latipes) und der Nördliche Medaka (Oryzias sakaizumii). Die vielen Zuchtformen stammen von Oryzias (von oryza = Reis, Bezug nehmend auf das Vorkommen in Reisfeldern) latipes (mit breiten oder langen Bauchflossen) ab. Während in Japan Zuchtformen schon seit vielen Jahrhunderten insbesondere in kleinen Zierteichen und verschiedenen kleinen Becken gehalten werden, sind Medaka bei uns erst seit 2015 in verschiedenen Farbvarianten angekommen. Mittlerweile gibt es eine fast unüberschaubare Anzahl Zuchtformen mit ausgesprochen attraktiven Farbkombinationen. Aktuell sind beim größten japanischen Medaka-Verband, der Japanese Medaka Association, mehr als 1.300 erbfeste Zuchtlinien registriert. Das große Interesse an Medaka in Japan spiegelt sich auch im Einzelhandel wider: Einschlägige Aquaristik-Fachgeschäfte bieten ausschließlich Medaka und Zubehör für die Medaka-Pflege an, auch namhafte europäischen Hersteller produzieren spezielles Medaka-Futter für den japanischen Markt.
Medaka sind nicht nur aquaristisch von Interesse, sondern auch wichtige Modelltiere für die medizinische und biologische Grundlagenforschung. Sie eignen sich für die Zimmer- wie auch die Freilandhaltung. Wildformen sind unscheinbare braune oder silbrige Fischchen. Bereits nach zwei bis drei Monaten erreichen Medaka die Geschlechtsreife und die Tiere erreichen mit drei Jahren ihr maximales Alter. Der Medaka ist einfach zu züchten. Die Paarung erfolgt in der Regel in den Morgenstunden. Das Männchen umschlingt das Weibchen mit seiner ausgezogenen Afterflosse und klappt die gekerbte Rückenflosse um den Rücken des Weibchens. In dieser Stellung werden die Geschlechtsprodukte abgegeben und die externe Befruchtung der Eier erfolgt.
Das Weibchen trägt die Eier zunächst in Traubenform am Hinterleib und streift sie später an feinen Pflanzen, Wurzeln oder Laichmopps ab. Die Larven schlüpfen nach je nach Temperatur nach etwa10 bis 20 Tagen und können sehr einfach mit Staubfutter, Infusorien sowie Artemia-Nauplien aufgezogen werden.
Im zweiten Vortrag zeigte uns Detlef Buisker mit umfangreichem Bildmaterial die Embryonalentwicklung der Medaka. Die Medaka-Eier sind 1 bis 1,5 mm groß und zu Beginn durchsichtig. Unbefruchtet Eier sehen trüb aus und verpilzen sehr schnell. Mit der Lupe kann die Larvenentwicklung gut beobachtet werden. Nach zwei bis drei Tagen entwickeln sich Vorläufer des zentralen Nervensystems. Nach vier bis elf Tagen werden erste Blutgefäße und Wirbel gebildet, die Augen entstehen und verschiedene Organe werden ausgebildet. Am siebten Tag kann ein Herzschlag mit der Frequenz von 60 Schlägen pro Minute beobachtet werden. Nach ungefähr 12 – 20 Tage ist die embyonale Entwicklung abgeschlossen und die Larve schlüpft mit dem Schwanz voran.
Die etwa 4,5 mm große Fischlarve durchläuft zwei weitere Entwicklungsstadien, in denen die Flossen ausgebildet werden. Ca. zwei Wochen nach dem Schlupf ist die Larve fertig entwickelt. Am Schluss der Vorträge gab es noch einen lebhaftes Gespräch über die Pflege und Zucht von Medaka und der Referent gab uns viele Tipps aus seinem reichen Erfahrungsschatz mit auf den Weg.
Nach einer kurzen Pause stand noch das Thema Artenschutz im Aquarium auf dem Programm. Diskutiert wurde über Möglichkeiten, sich bestehenden Artenschutzprogrammen für Kaltwasserfische bzw. subtropische Arten anzuschließen.
Ausklingen ließen wir den ersten Tag in der nahe gelegenen Gaststätte Wiesenmühle bei gutem Essen und Trinken und ausgiebigen Fachsimpeleien.
Am zweiten Tag führte uns Rainer Garrison sachkundig durch das Aquarien- und Terrarienhaus und den Tümpelgarten des Vereins Scalare Fulda.
Das sehenswerte Vereinsgelände hat unser Mitglied Rudolf Suttner in seinem Beitrag über das Jahrestreffen 2018 bereits ausführlich beschrieben, darum soll an dieser Stelle nicht weiter über das einem zoologischen Garten gleichende Areal berichtet werden. Angemerkt sei lediglich, dass beim Keschern im Umgehungsgerinne der Fulda und den Teichen im Tümpelgarten diverse Wirbellose ins Netz gingen und dank fachkundiger Anleitung von Hans-Joachim Scheffel soweit im Feld möglich bestimmt werden konnten.
Auf der Fußgängerbrücke über die Fulda hatten wir einen schönen Blick auf das naturnahe Fließgewässer mit Ufergehölzen in Herbstfärbung, und wir verweilten hier lange. Es ergaben sich interessante „Brückengespräche“ über Gewässerkunde, Fische, Amphibien, Wasserschildkröten, die Aquaristik im Allgemeinen und Besonderen sowie Persönliches.
Mit dem Tausch von Wasserpflanzen und Fischen endete das Treffen. Bereits im Vorfeld wurde dazu abgestimmt, wer an welchen Pflanzen oder Fischen Interesse hat und wer welche Art mitbringen kann.
Ein herzliches Dankeschön gilt Rainer Garrison, der das Jahrestreffen von Seiten des Vereins Scalare Fulda begleitete.